Fokus Problemhaut

„Eine gute Haut sein“, „aus der Haut fahren“, „mit heiler Haut davonkommen“ – es gibt viele Redensarten, die nicht annähernd beschreiben können, welche Arbeit unser größtes Organ Tag für Tag leistet. Tatsächlich ist die Haut funktionell das vielseitigste Organ des Menschen: Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es, den Körper vor chemischen, mechanischen oder thermischen Belastungen zu schützen.
 
Reine Typsache?
Der eigene Hauttyp ist von vielen Faktoren abhängig, zu denen neben den Genen, dem allgemeinen Gesundheitszustand und individuellem Lebensstil auch die Pflege gehört. Grundsätzlich unterscheidet man jedoch zwischen den grundlegenden Hauttypen trockene Haut, fettige Haut und Mischhaut. Daneben gibt es noch empfindliche Haut, gerötete Haut, unreine Haut, reife und normale Haut. Weil die Haut in kontinuierlichem Kontakt zur Außenwelt steht, ist sie schädigenden Einflüssen dauerhaft ausgesetzt. Diese können die gesamten Mikroorganismen im Körper nachhaltig schädigen. Da die Belastungen für sie immer mehr zunehmen, steigen auch Hauterkrankungen stetig an.
 
Akne: Vorsicht bei Vitamin B12
Akne tritt überwiegend während der Pubertät auf und gilt daher als typisches „Teenie-Problem“. Schätzungen zufolge weisen 70 bis 95 % aller Jugendlichen Akne-Hautveränderungen auf. Grundsätzlich kann Akne jedoch in jedem Lebensalter auftreten. Die Ausprägung ist dabei individuell. Als bekannteste Form gilt die Acne vulgaris, bei der sich Mitesser, entzündete Papeln und Pusteln zeigen. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Lebensmittel, die besonders reich an Vitamin B12 sind, diese Erscheinungen verschlimmern können. Vitamin B12, das überwiegend in tierischen Lebensmitteln vorkommt, ist an biochemischen Reaktionen im Körper beteiligt. Dazu zählen die DNA-Synthese sowie Zellteilung, die Blutbildung und die Funktion des Nervensystems. Wissenschaftler der University of California in Los Angeles untersuchten in einer Studie nun die Hautflora von Probanden mit und ohne Akne. Es stellte sich heraus, dass die aktiven Gene in den Hautbakterien beider Testgruppen unterschiedlich waren. Besonders auffallend war dabei jedoch die Inaktivität des Propionibacteriums acnes bei den Aknepatienten. Das begründen die Wissenschaftler damit, dass sich in der Umgebung des Bakteriums zu viel Vitamin B12 befindet. Doch statt mit der Produktion fortzufahren, stellt das Bakterium nun einen Stoff her, der Entzündungsreaktionen in den Hautzellen hervorrufen kann, die Akne auslösen. Die Behandlung von Akne wird je nach Schweregrad und Hautbeschaffenheit individuell an den Patienten angepasst. In einigen Fällen genügt bereits eine antibakterielle Hautpflege, die die übermäßige Produktion der Talgdrüsen reduziert.
 
Atopische Dermatitis: Anfälligkeit genetisch bedingt
Wenn die Haut juckt, sehr trocken ist, schuppige oder nässende Hautstellen aufweist und Rötungen, Schwellung und Bläschenbildung auftreten, spricht man von einer atopischen Dermatitis. Die chronisch entzündliche Hauterkrankung gilt in den westlichen Industrienationen als häufigste Hauterkrankung überhaupt. Eine aktuelle Untersuchung aus Deutschland hat nun die Daten von etwa 350.000 Teilnehmern ausgewertet, unter denen sich sowohl Neurodermitiker als auch gesunde Probanden befanden. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass eine genetische Disposition bei vielen Menschen für die Anfälligkeit für entzündliche Hauterkrankungen ausschlaggebend ist. Daneben müssen jedoch sowohl erbliche als auch äußere Faktoren berücksichtigt werden, die dafür verantwortlich sind, dass dies auch auf der Haut sichtbar wird. Atopische Haut verliert mehr Feuchtigkeit als normale Haut, so dass Schadstoffe von außen viel einfacher eindringen und Juckreiz auslösen können.  Betroffene können durch eine antientzündliche und pflegende Lokaltherapie die Beschwerden reduzieren, indem sie eine Pflege wählen, die auf jegliche Duft-, Farb-, und Konservierungsstoffe verzichtet und eine intensiv rückfettende Wirkung hat.
 
Seborrhoisches Ekzem
Schuppen sind für Betroffene nicht nur im Winter ein Problem – zwar berichten diese, dass sie in der kalten Jahreszeit verstärkt darunter leiden, doch feuchtwarme Temperaturen im Sommer und die erhöhte Talgproduktion der Kopfhaut bieten ebenfalls die idealen Bedingungen für deren Entstehung. Das seborrhoische Ekzem entsteht häufig auf der Kopfhaut oder anderen behaarten Stellen des Körpers wie z. B. den Augenbrauen. Die Ursachen sind bislang nicht geklärt, jedoch scheint eine genetische Veranlagung vorzuliegen, das seborrhoische Ekzem zu entwickeln. Weißlich-gelbliche Schuppen sind charakteristisch für die Erkrankung, die in der Regel mit Antimykotika behandelt wird.
 
Psoriasis: Antikörper bindet Entzündungsbotenstoff
Wie die Neurodermitis tritt auch die Psoriasis (Schuppenflechte) in Schüben auf und wird durch eine Überreaktion des Immunsystems ausgelöst. Doch neben dem Juckreiz treten auch rote, mit weißen Schuppen bedeckte, juckende Hautstellen auf. Bei etwa 60 bis 70 % der Patienten sind zudem die Nägel betroffen. In einigen Fällen treten darüber hinaus sogar entzündliche Gelenkveränderungen auf. Zwar ist die Erkrankung nicht heilbar, doch wurde erst dieses Jahr erneut die positive Wirkung von Ixekizumab in einer Studie unter Beweis gestellt: Der Antikörper bindet den Entzündungsbotenstoff Interleukin, der eine wichtige Rolle bei der Psoriasis spielt. Bereits nach vier Wochen war bei der Hälfte der Teilnehmer eine deutlich Verbesserung zu erkennen.
 
Rosacea: Milde Hautpflege wichtig
Etwa 5 % der deutschen Bevölkerung sind von Rosacea betroffen. Das Hauptmerkmal der Dermatose ist das Auftreten von Rötungen im Gesicht, aber auch Hals-, Ohr- und Brustbereich. Die Flushs werden durch Reize wie Temperaturschwankungen, heiße Getränke, scharfe Speisen, Nervosität oder auch Stress verursacht, man geht jedoch davon aus, dass auch hier eine genetische Veranlagung vorliegt. Die Hauterkrankung tritt meist ab dem 30. Lebensjahr auf.  Die Therapie hängt vom Schweregrad aus. Neben der medizinischen Behandlung spielt die Hautpflege eine wesentliche Rolle. Sie sollte sich aus milden, seifenfreien Produkten zusammensetzen, die auf Duft-, Konservierungs- sowie weitere Zusatzstoffe verzichtet, die die Haut reizen können. Faktoren wie Wind, hohe und niedrige Temperaturen, Alkohol und scharfe Speisen sollte man meiden.

Foto/Quelle: Shutterstock/Romariolen, medicalpress

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