
DDr. Jaroslav M. Belsky, Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde aus Wien, zum Thema "Mundgeruch".
Er wird als unangenehm bis abstoßend empfunden und gilt in der Gesellschaft sowie bei der Partnersuche als Killerkriterium. Umso bemerkenswerter ist, dass Schätzungen zufolge jeder vierte Erwachsene in Europa ab und zu Mundgeruch hat. Etwa jeder fünfzehnte verströmt permanent schlechten Atem.
Es wäre also angebracht, die Übelriechenden darauf aufmerksam zu machen. Aber den meisten ist das peinlich. Warum eigentlich? Es ist ähnlich wie beim Fuß- oder Achselschweiss: Viele sind betroffen, aber keiner spricht offen darüber; nur indem wir uns gegenseitig helfen, indem wir uns z.B. schlechten Atemgeruch bewußt machen, können wir das Problem lösen.
Häufig nehmen Betroffene den Geruch selber nicht wahr, denn das Gehirn schaltet die entsprechenden Geruchswahrnehmungen einfach ab! Indem wir schweigen, wiegen wir Betroffene häufig in falscher Sicherheit, denn hinter Mundgeruch, können sich einige ernsthafte Krankheiten verbergen.
Auch in der Zahnmedizin wurde Mundgeruch lange vernachlässigt. Erst in den letzten Jahren sensibilisiere man den Nachwuchs auf das Thema. Und das sei notwendig und sinnvoll, denn in neun von zehn Fällen liege die Ursache von schlechtem Atem in der Mundhöhle.
Woher kommt Mundgeruch?
Der Fachmann unterscheidet Mundgeruch (Foetor ex ore) von schlechtem Geruch der Atemluft (Halitosis)! Schlechter Geruch der Atemluft (Halitosis) kann auf
- Lungenerkrankungen
- Speiseröhrenerkrankungen
- Magenerkrankungen
- Lebererkrankungen
- systemische Erkrankungen wie Diabetes Mellitus
zurückzuführen sein. Ein Mundwasser, selbst eines das im „Warentest Mundwasser“ ausgezeichnet abschneidet, kann diesen Geruch nicht beeinflussen. Hier nützt wie immer nur eine Therapie der Ursachen, also z.B. eine Einstellung des Diabetes, oder z.B. die Behandlung eines Magenulkus hilft bei Halitosis.
Was für Ursachen kennen wir heute für Foeter ex ore, also Mundgeruch?
Da wäre z.B.
- Parodontitis
- undichte Kronenränder
- undichte Füllungen
- Karies
- entzündete Tonsillen
- Tumore im Mund, Nasen Rachenraum
- Nasennebenhöhleninfektionen
All diese Erkrankungen können zu schlechtem Mundgeruch führen. Sobald die Diagnose steht, wird kausal behandelt, das Symptom „Mundgeruch“ verschwindet dann von alleine. Einem gutem Zahnarzt sind diese Unterteilungen bekannt, ein Mundwasser belastet Ihre Geldbörse und trägt wenig bis nichts zur Besserung bei, auch nicht bei Mundgeruch!
Stress kann die oben genannten Faktoren zusätzlich negativ beeinflussen. Stress hemmt den Speichelfluss und in einem trockenen Mund fühlen sich geruchsbildende Bakterien wohl. Viele Businessleute sind im Mund top gepflegt, haben aber übel riechenden Atem. Der Grund: Sie stehen unter Druck und trinken zu viel Kaffee, was den Mund zusätzlich austrocknet, rauchen und Stress allgemein ergibt dann eben Mundgeruch auch bei gesunden Zähnen. Die richtige Therapie in diesem Fall wäre? Ganz einfach: viel Wasser trinken und wasserhaltige Früchte essen.
Die aller häufigste Ursache für Mundgeruch aber ist - die Zahnkarriere!
Was ist die Zahnkarriere?
Es beginnt mit einer kleinen Zahnfüllung – dann große Zahnfüllung – Wurzelbehandlung – Wurzelspitzenresektion – Zahnextraktion. Kommt Ihnen diese „Zahn Kariere“ bekannt vor? Ja / nein? So oder so, wir möchten Ihnen die klassische Zahnarzt Kariere ein wenig erklären, vielleicht hilft diese Wissen die Zahn-/Zahnarzt Kariere zu meiden.
Der Zahnarzt sieht täglich zig Röntgenbilder, dabei fällt auf, dass alle Patienten, sowie vermutlich Sie selbst sogenannte schlechte Zähne nur im Seitzahnbereich haben. Auf all diesen Aufnahmen erkennt selbst der Laie, dass die Menschen Füllungen, Kronen, Brücken (die hellen Flecken auf den Röntgenbildern) zuerst im Seitzahnbereich bekommen.
Wieso? - Leider hastet man allzu häufig oberflächlich über die Zähne, ist in Gedanken woanders und lässt sich von dem Frischegefühl der Zahnpasta täuschen, dabei wird die Front – also die Auslage meistens ausreichend geputzt – hinten im Seitzahnbereich haben wir Putzdefizite. Das hat Folgen: Versteckte Beläge, vor allem in den Zahnzwischenräumen, führen nach einiger Zeit zu einer Zerstörung des Zahnschmelzes - Karies und auch zur Zahnfleischentzündung - Parodontitis.
Deshalb bekommen wir also die Füllungen zuerst auf der Seite, kommen dann noch schlechte zahnärztliche Arbeiten und eine schlechte Aufklärung hinzu (z.B. indem man immer nur günstige Zahnfüllungen verwendet, oder über diese Zusammenhänge nicht aufklärt), dann haben die Meisten eben mit 50 im Seitzahnbereich keine oder kaputte Zähne. Denn durch ständiges bohren und wechseln der undichten Füllungen alle paar Jahre, werden die Füllungen immer größer und halten immer kürzer. Irgendwann sind die Seitzähne dann verloren und die Frontzähne werden dadurch überbelastet und mit 60 ist Sie dann da – die Totalprothese – eine typische Zahnpflegekariere.
Diese Zahnkarriere wird begleitet durch einen unsichtbaren Schleier, wir nennen ihn Mundgeruch, denn jede undichte Füllung, jede schlechte Wurzelbehandlung, jeder Zahnherd verströmt fauligen Geruch!
Die Zahnkarriere kann man seit 100 Jahren leicht lösen!
Die ideale Zahnreinigung ist kein Mysterium, schon durch kleine Veränderungen Ihrer häuslichen Pflege können Sie die übliche Zahnkarriere durchbrechen. Die übliche Zahnkarriere bedeutet üblicherweise mit Fünfzig Kronen, Brücken, Teilprothesen und manchmal schon Tototalprothesen. Wenn Sie also schlechte Zähne hätten, dann wären alle schlecht – vererbte schlechte Zähne sind aber zum Glück selten, die Betroffenen verlieren dann Ihre Zähne schon in jungen Jahren und zwar alle.
Ihre hinteren Zähne sind/oder waren also genauso gut wie Ihre Vorderen. Wie durchbricht man aber die typische Zahnkarriere? Beachten Sie die nachfolgenden vier Punkte und Ihr Mundstatus wird sich Grundlegends ändern:
1. Putzen Sie die "schwierigen" Stellen zuerst! Die Zahnbürste ist nur ein Werkzeug in Ihren Händen. Sie kann nur die Zähne reinigen, zu denen Sie sie "führen". Bedenken Sie auch, dass jeder Zahn mehrere Flächen besitzt - eine Tatsache die nur allzu leicht vergessen wird. Je länger sie sich die Zähne putzen, desto geringer wird Ihre Motivation. Heben Sie sich deshalb die "leichten" Stellen – also die Front - zum Schluss auf! Beginnen Sie mit den Innenflächen im Unter- und Oberkiefer. Danach sind die Außenflächen an der Reihe. Zum Schluss putzen Sie die Kauflächen und die Frontzähne. Am Anfang kann das entzündete Zahnfleisch unter Umständen stark bluten. Bitte putzen Sie trotzdem weiter.
2. Kontrolltest: Sauber geputzt oder nicht? Was Kindern Spaß macht, sollten auch Erwachsene hin und wieder nutzen - Färbetabletten. Zuerst putzt man seine Zähne, dann kaut man eine spezielle Färbetablette (gibt es z.B. in Apotheken). Überall dort, wo noch Zahnbeläge haften, werden diese angefärbt (z.B. blau). Was man mit der Zunge an Farbe wegwischen kann, ist gefärbter Speichel. Was kleben bleibt, ist Zahnbelag, den man beim Putzen nicht entfernt hat. Hier muss man nacharbeiten – so erlernt man spielerisch eine neue Putztechnik, denn durch die Plaquetabletten programmieren Sie Ihre Putztechnik um!
3. Verwenden Sie einmal täglich – z.B. abends die Munddusche.
4. Suchen Sie sich einen guten Zahnarzt, der sich die Zeit nimmt Ihnen diese Zusammenhänge zu erklären. Zuhause dann nicht verzweifeln, Sie werden sehen, wenn die Abläufe einmal eingeübt sind, benötigen Sie nur noch fünf Minuten für eine gründliche Zahnreinigung und die Zahnkarriere und der damit verbundene Mundgeruch sind Geschichte!
Gibt es zuverlässige Selbsttests bezüglich Mundgeruch?
Jein, am ehesten funktioniert die Airbag-Methode: Man nehme eine geruchsneutrale Plastiktüte und atme sie voll. Dabei durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen. Dann den Sack verschließen. Um den Geruchssinn zu schärfen, an die frische Luft gehen, an frisch gemahlenem Kaffee oder einem Espresso riechen. Danach den Airbag vor der Nase ausdrücken. Oft empfohlen wird die «Wrist-Licking-Methode», bei der man mit der Zunge kräftig die Rückseite des Handgelenks ableckt und daran riecht. Das kann nur Hinweise auf Mundgeruch geben, wenn die Ursache dafür auf der Zunge liegt. Was definitiv nichts bringt: in die hohle Hand atmen und schnuppern.
Die einzige echt zuverlässige Methode: eine Vertrauensperson fragen: «Habe ich eigentlich Mundgeruch?»
Was taugen Pastillen und Wässerchen?
An Mitteln mangelt es nicht: Sprays, Wässerchen zum Gurgeln, Chlorophylltabletten, Pfefferminzblättchen, die man auf der Zunge platziert. Sie übertünchen den Geruch für kurze Zeit, beseitigen aber nicht die Ursache. Wer unter Mundtrockenheit leidet, kann aber zu zuckerfreien Kaugummis oder Bonbons greifen. Auch sie beseitigen die Ursachen nicht, regen aber die Speichelproduktion an. Mundspühlungen, desinfizierende Lösungen, Odol, Meridol und Kaugummis können Mundgeruch also nicht dauerhaft beseitigen!
Informationen: DENTA BEAUTÉ ZAHNMEDIZIN, DDr. Jaroslav M. Belsky, Billrothstraße 12, 1190 Wien, Tel.: +43/1/369 66 25, www.denta-beaute.at
Foto: DDr. Jarsolav M. Belsky