Trockene Haut im Winter

Experteninterview mit Dermatologin Dr. Annegret Wehmeyer.

Warum macht sich trockene Haut besonders im Winter bemerkbar?


Dr. Annegret Wehmeyer
:Während der kalten Jahreszeit stellen die klimatischen Veränderungen eine besondere Belastung für die Haut dar. Im Winter ist die Luftfeuchtigkeit sowohl im Freien als auch in den beheizten Innenräumen deutlich geringer als im Sommer. Daher wird vermehrt Feuchtigkeit über die Haut abgegeben, der TEWL („transepidermal water loss“) steigt und die Haut trocknet aus. Darüber hinaus sind die Talgdrüsen der Haut bei niedrigeren Außentemperaturen weniger aktiv und produzieren nicht immer in ausreichendem Maße die schützenden Hautlipide. Da die Viskosität dieser Lipide durch die Kälte erhöht ist, kann sich der Lipidfilm außerdem auch schlechter auf der Hautoberfläche verteilen.

Welche Ursachen/Rahmenbedingungen fördern die Hauttrockenheit und was sollte vermieden werden? 

Dr. Annegret Wehmeyer:
 Alle exogenen Einflüsse, die zu einer vermehrten Austrocknung der Haut führen oder die den Lipidmangel verstärken, sind im Winter besonders ungünstig. Generell gilt gerade während der kalten Jahreszeit, dass allzu ausdauerndes Duschen oder Baden, hohe Wassertemperaturen, sowie aggressive Waschprodukte unbedingt vermieden werden sollten, da hierdurch die Haut unnötig ausgetrocknet wird.

Können Ölbäder und mit Öl angereicherte Duschgels helfen?

Dr. Annegret Wehmeyer: In der kalten Jahreszeit sollten ausschließlich Reinigungsprodukte mit besonders milden Tensiden verwendet werden, da die Haut durch die klimatische Veränderungen ohnehin zu Trockenheit neigt und durch jede Reinigung der Haut zusätzlich Feuchtigkeit und Lipide entzogen werden. Bei Anwendung eines Duschöls oder Ölbads wird die Haut zusätzlich schon während des Duschens bzw. Badens durch den hohen Lipidanteil spürbar gepflegt, gleichzeitig wird die epidermale Barriere regeneriert. Die Haut ist dann selbst bei täglicher Anwendung vor weiterem Austrocknen geschützt (z.B. pH5 Duschöl und pH5 Ölbad von Eucerin für empfindliche Haut). Ist die Haut extrem trocken und besteht eine Neigung zu Allergien sollte ein parfümfreies Duschöl verwendet werden (z.B. Lipid Duschöl mit 65% natürlichen Ölen von Eucerin).

Wann sollte man zum Hautarzt gehen? 

Dr. Annegret Wehmeyer: 
Die charakteristischen Zeichen der trockenen Haut sind zunächst Spannungsgefühle, Rauigkeit und feine Schuppenbildung, später können dann auch Juckreiz sowie Hautrötungen und Rhagaden (Hautrisse) hinzukommen. Wenn diese Symptome trotz regelmäßiger Pflege anhalten oder sich sogar verstärken, sollte ein Hautarzt aufgesucht werden.  

Welche vorbeugenden Maßnahmen können ergriffen werden?

Dr. Annegret Wehmeyer: Im Winter benötigt die Haut eine spezielle Pflege. Hautpflegeprodukte sollten idealerweise durch Anwendung verschiedener, einander ergänzender Wirk-Prinzipien umfassend vor dem Austrocknen schützen: Zunächst muss die Haut von außen intensiv mit Feuchtigkeit versorgt werden. Dies geschieht durch die Zufuhr von natürlichen Feuchthaltefaktoren („natural moisturizing factors“, NMFs). Die NMFs können durch ihre hohe Wasserbindungskapazität effektiv Feuchtigkeit in den oberen Schichten der Epidermis festhalten. Neben dem bewährten Wirkstoff Urea sollte die Lotion einen Komplex von feuchtigkeitsbindenden Substanzen enthalten, der die Zusammensetzung der hauteigenen Feuchthaltefaktoren widerspiegelt. Zu diesen Substanzen gehören u.a. Laktat, Pyrrolidoncarbonsäuren (PCA) sowie verschiedene Aminosäuren. Gleichzeitig sollte aber auch die Feuchtigkeitsverteilung in den tieferen Schichten der Epidermis optimiert werden. Der Wirkstoff Gluco-Glycerol aktiviert die hauteigenen Wasserkanälchen („Aquaporine“), die den Wassertransport zwischen den Zellen regulieren und dadurch eine gleichmäßige Feuchtigkeitsversorgung durch alle Schichten der Epidermis gewährleisten. Zusätzlich muss die Hautbarriere aber auch von innen heraus stabilisiert werden, um transepidermale Feuchtigkeitsverluste zu minimieren. Hochwertige hautverwandte Lipide wie Ceramid-3 werden in die natürliche Hautbarriere integriert und gleichen so den bei trockener Haut charakteristischen Mangel an Hautbarriere-Lipiden nachweislich aus (z. B. Complete Repair Lotion von Eucerin).

Helfen Vitamine oder eine spezielle Ernährung?

Dr. Annegret Wehmeyer: Generell sollte besonders im Winter auf eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung geachtet werden, da ein Mangel an Vitaminen nicht nur den allgemeinen Gesundheitszustand und die Abwehrkräfte schwächt, sondern sich auch ungünstig auf die Haut auswirken kann. Es gibt aber bisher keine wissenschaftlichen Studien, in denen eindeutig belegt wurde, dass sich durch eine spezielle Ernährung der Hautzustand im Winter positiv beeinflussen ließe. Die wichtigste ernährungsphysiologische Empfehlung ist, auch im Winter ausreichend zu trinken, um der Haut von innen heraus genügend Feuchtigkeit zuzuführen und auf diese Weise einer Austrocknung vorzubeugen.

Foto/Quelle: Fotolia/medicalpress

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